07.2007:

 

Meinen Herzinfarkt bekam ich Anfang Juli 2007.

 

Ich war einige Tage vorher bei meinem Hausarzt, der mir aufgrund meines Luftmangels und grippalem Infekt erklärte, daß ich wahrscheinlich Asthma hätte, da ich ja doch starker Raucher war.

Da mein Herzrhythmus verrückt spielte, machte er mir auch noch einen Termin beim Kardiologen, der aber erst 4 Tage später war.

Diesen Termin konnte ich nicht mehr wahrnehmen, da ich an diesem Tage schon zu schwach war. Wir baten deshalb am nächsten Tag um 7 Uhr früh um einen Besuch des Hausarztes. Dieser kam so gegen 8.30 Uhr und meinte nur, dass er auch nichts tun kann, wir sollten doch den Notarzt rufen. Dann ging er wieder. Ich kann dies nur als unmöglich bezeichnen.

Ich fuhr dann mit dem Krankenwagen in die Notaufnahme der Klinik. Hier bekam ich dann einen Schock und musste wieder belebt werden. Als ich ins Reich der Toten abdriftete, hatte ich ein nie gekanntes Glücksgefühl und ich meinte, ich schwebte im Weltall. Es gab auf einmal keine Schmerzen und Sorgen mehr, kein Finanzamt, keine geifernden Direktoren und sonstigen Führungskräfte, aber auch keine Familie mehr. Einfach nichts, aber das unbeschreibliche Glücksgefühl wurde jäh durch die Wiederbelebung unterbrochen und sofort war alles wieder da. Auch die Stimmen, die ich wie durch Watte vernahm, waren da und eine Hektik war um mich, die mich am liebsten wieder zurück ins Reich der Toten gehen lassen wollte. Als der Arzt dann sagte, der schafft das nicht, wurde ich in ein abgedunkeltes Zimmer geschoben. Ich konnte mich lange nicht bewegen, aber bekam alles um mich herum mit. Neben mir wurde in diesem Raum eine sterbende Krebskranke behandelt, die auch in die Notaufnahme kam, da sie scheinbar aufgrund massivsten Alkoholgenusses zusammengebrochen war. An ihrem Körper waren überall schwarze Flecken. Als ich dann langsam aber sicher Durst bekam (dachte an ein frisches Helles), fand sich meine Stimme wieder und ich machte die Schwester auf mich aufmerksam.

Sofort war wieder eine Hektik um mich herum und ich wurde in die Intensivstation geschoben, wo man mich an mehreren Schläuchen anschloss. Hinter mir war ein Riesen Gerät, dass dauernd piepste und mich wach hielt. Die Zeit in der Intensivstation hätte manch anderem den Rest gegeben, da ich tagtäglich erleben musste, wie sterbende rein gefahren und Tote wieder rausgefahren wurden. Aber wenn man angeblich der nächste ist, interessiert man sich sogar dafür. Den Schwestern in der Intensivstation kann ich nur danken, den diese selbstlose Aufopferung und die wirklich menschliche Pflege, die ich hier erfahren habe, hätte ich nicht erwartet. Als Sterbender hat man wenigsten noch dies erfahren dürfen. Danke!  Die Ärzte gingen von einer Herzmuskelentzündung aus, die dieses alles verursacht hat, man war sich aber nicht sicher. Dies ist auch bis heute noch so.

Hier verbrachte ich 12 Tage, in denen ich ums Überleben kämpfte. Hier stellte man auch fest, dass die Hauptschlagader zum Kopf hin zu 90% zu war und es wurde ein Stent implantiert. Hier erfuhr ich auch, dass ich eine alte Narbe im Herzen hatte und ich demnach bereits in jungen Jahren einen Infarkt gehabt haben muss. Ich kann mich auch noch sehr gut daran erinnern. Dies muss bei der Taufe meines Sohnes gewesen sein. Hier war ich 33 Jahre alt und brach in der Kirche zusammen. Auch hier war jahrelanges Mobbing vorausgegangen und dieser Zusammenbruch war der Grund meines damaligen beruflichen Wechsels. Auch hier war der Grund, dass man einfach nicht akzeptieren wollte, dass ich als Selbständiger Vertragspartner keine Weisungen irgendeines Angestellten annehmen wollte. Dieser Infarkt wurde als solcher nie erkannt und auch nicht behandelt, obwohl ich mindesten 2 Jahre Probleme damit hatte und als Krönung von den Ärzten hingestellt wurde, als wäre ich nicht ganz dicht.

Die mich behandelten Ärzte machten mir keinerlei Hoffnung den jetzigen neuen Infarkt zu überleben. Ich sollte mich auf das schlimmste gefasst machen, da meine Herzleistung unter 10% lag. Ich antwortete einem der Ärzte, dass ich schon selbst bestimme, wann ich ablebe. Ich kann mir vorstellen, dass die Ärzte nach dieser Aussage der Meinung waren, mein Gehirn hätte auch was abbekommen.

 

Nach diesen langen 12 Tagen kam ich in die Normalstation, wo ich kurze Zeit später einen leichten Herzanfall bekam. Auf diesen hatte man aber schon gewartet. Eine Schwester hat mir dann so nebenbei erzählt, dass die Ärzte diesen Anfall und mein Ableben erwartet hätten, da der körperliche Schock vom klimatisierten Raum in das normale Krankenzimmer für das Herz ein Tortur war. Aber diesen gefallen habe ich den Göttern in weiß nicht gemacht.

Da ich seit dem Infarkt nicht mehr rauchte, sprach ich dies bei den Ärzten an. Diese erlaubten mir das rauchen, um weitere eventuell durch den Entzug entstehende Kreislaufprobleme zu vermeiden. Wahrscheinlich dachten Sie sich auch, der lebt so oder so nicht mehr lange, dann kann er ruhig auch weiter rauchen. Ich habe aber das Rauchen komplett eingestellt, und hatte damit keine Probleme und dies, obwohl ich gesamt 37 Jahre geraucht hatte.

Auch stellte man jetzt fest, das ich an Diabetes erkrankt war. Na Mahlzeit, auch das noch!

Meine Pumpleistung steigerte sich langsam auf 15%, aber eine weitere Verbesserung würde laut den Ärzten auf keinen Fall erfolgen. Wie sollte dies weitergehen? Beim Rasieren wurde mir der Arm so schwer, das ich nach einer Minute eine Pause einlegen musste. Auch das Treppensteigen war nicht mehr möglich. Hier machte ich mir schon Gedanken, wie das enden sollte.

Ich wollte Ende Juli wenigstens meinen von den Ärzten vorhergesagten letzten 51.ten Geburtstag nicht im Krankenhaus verbringen und bat deshalb um Entlassung.

Nach 2 Tagen Bedenkzeit stimmte man diesem zu unter der Bedingung, nachher sofort einer Weiterbehandlung in einer Re ha-Klinik zuzustimmen, was ich auch machte. Was hatte ich schon noch zu verlieren.

Ich feierte meinen angeblich letzten Geburtstag im Kreise der Familie und ging dann in die Re ha-Klinik.

8.2007:

 

Hier plapperte der Arzt, der die Eingangsuntersuchung machte, vor sich hin, jetzt würde man schon Totkranke auf Re-ha schicken. Ich machte ihn darauf aufmerksam, dass ich keinen Gehörinfarkt hatte, sondern einen Herzinfarkt und ich dies gehört hätte. Der Junge Arzt sagte mir, ich würde doch sicherlich wissen, wie es um mich steht und dieser dreiwöchige Aufenthalt würde doch keinerlei Besserung mehr bringen und wäre demnach sinnlos. Alleine eine Herztransplantation wäre noch sinnvoll und er würde mich sofort auf die Liste setzen. Ich informierte Ihn, dass ich dies nicht wünsche und dass er das doch mir überlassen solle, denn ich sähe dies anders und wollte eine Verbesserung meines Herzens erreichen. Hier kam nur noch ein arrogantes Grinsen, aber was kann man schon erwarten, wenn man Todkrank ist.

Man hatte mich in der Klinik mit Terminen eingedeckt, bei denen sogar ein gesunder Probleme hätte, diese einzuhalten.

Nach ein paar Tagen verweigerte ich deshalb diese Art und Weise, mit mir umzugehen und verlangte, die Termine so zu legen, damit ein schwer Herzkranker diese auch locker einhalten konnte. Dies wurde auch getan.

Auch Gruppengymnastikstunden lehnte ich nach rund 3 Veranstaltungen ab, da ich mich einfach nicht wohl fühlte in der Gruppe. Diese stellte man dann auf Einzeltherapie um. Hier lernte ich dann einen Physiotherapeuten kennen, der voll auf mich einging und mir bei dem Aufenthalt in der Klinik sehr geholfen hat. Er empfahl mir auch, die Aussagen der Ärzte nicht zu ernst zu nehmen, da diese auch nicht alles wissen und aus Haftungsgründen sehr vorsichtig sind.

Auch mein jüngerer Bruder, seines Zeichens erfolgreicher Ernährungsberater, empfahl mir dies.

Nach 3 Wochen stellte man fest, dass meine Herzleistung bei 18% lag und somit doch eine kleine Verbesserung erreicht wurde. Daraufhin verlängerte man den Aufenthalt dann auf 6 Wochen.

Die Abschlussuntersuchung ergab, dass die Herzleistung bei rund 20% lag und sich somit nochmals verbesserte. Dies sei aber der Gipfel und mehr ist nicht mehr drin, erklärten mir die Ärzte.

9.2007:

 

Ich hatte bei der Entlassung noch ein kurzes Gespräch mit dem Chefarzt der Klinik, der mir den Rat gab, mir in Ingolstadt einen Pathologen zu suchen (hatte sich versprochen, da er im Geiste auch mit meinem baldigen Ableben rechnete). Ich Antwortete ihm, dass dieser mich schon finden wird, aber ich mir doch lieber einen Kardiologen suchen werde. Auch sollte ich mich auf einen eventuellen Pflegefall vorbereiten.

Zuhause habe ich mir mein Schlafzimmer so hergerichtet, dass meine Frau sich bei der eventuellen Pflege von mir nicht so schwer tut. Ich habe für alle Geräte Funkstecker installiert damit ich alles vom Bett aus ein- und ausschalten konnte. Auch einen Fernseher habe ich installiert.

10.2007:

 

Im Oktober bekam ich dann noch einen Defibrillator eingebaut, der bei einem Stillstand des Herzens mich wieder beleben sollte. Bis heute hatte ich aber noch nicht das Vergnügen und bin auch froh darüber.

 

Jetzt begann dann der Kampf um meine Berufsunfähigkeitsrente, bei der ich im nach hinein aber sagen muss, dass dies recht flüssig durchging und mir meine Bu-Rente von der Privatversicherung rückwirkend zugestanden wurde.

Vom Amt bekam ich eine zugesprochene Schwerbehinderung von 90%.

Die Firma, für die ich vorher Selbstständig tätig war, hat mich schnell abgefunden, da diese sehr froh waren aufgrund meiner angeblichen Überheblichkeit (Hatte begriffen, dass Direktoren und Führungskräfte in dieser Branche mit wenigen Ausnahmen nichts anderes als gut bezahlte Hampelmänner waren) und mein Sohn hat meine Tätigkeit zu meiner vollsten Zufriedenheit voll übernommen. An dieser Stelle meinen Dank an Ihn. Er ist von Beginn meiner Krankheit an, in meine Fußstapfen getreten, hat das Geschäft weitergeführt und sich um die Familie gekümmert.

Somit war dies alles geklärt.

Der Kardiologe, den ich in Ingolstadt aufsuchte und der mich bis Dato behandelt, war der einzige, der mir zumindest eine geringe Überlebenschance gab, indem er mir sagte, er hätte schon Pferde kotzen sehen und deshalb könne man immer von einer Chance ausgehen. Wenn ich es schaffe, in den nächsten Jahren meine Herzleistung auf über 25% zu bringen, kann ich noch einige Jahre Leben. Wenn nicht, habe ich noch rund 2 Jahre.

Jetzt übernahm ich die Küche in unserem Haushalt und meine Frau musste beim Kochen zuschauen, was ihr nicht immer recht war.

 

Ich stellte meine Ernährung um auf nur noch Gesunde Kost, konnte aber bis heute nicht verhindern , dauernd zuzunehmen, da dass Essen einfach super schmeckte, dass ich kochte (Selbstlob stinkt, ist aber nun mal so). Ich hatte immerhin mal Koch gelernt.

Weiterhin nahm ich konzentriertes Obst- und Gemüsepulver (Juice PLUS+) sowie noch auf Empfehlung meines kleinen Bruders Michael konzentrierte Beeren auslese (Juice PLUS+) zusätzlich zu viel frischem Obst ein.

Ich schaffte mir ein Ergometer an und trainiert am Anfang rund 5 Minuten täglich mit 25 Watt und baute meine Beinmuskulatur langsam wieder auf. Für die Brustmuskeln trainierte ich auch rund 5 Minuten täglich mit einem Walking Gerät. Dies steigerte ich dann langsam auf 10 Minuten.

Zusätzlich fuhr ich jeden Tag mit dem Fahrrad (kaufte mir ein neues 21 Gang Fahrrad, um überhaupt vorwärts zu kommen), auch wenn dies sehr anstrengend war und baute dies so aus, dass ich heute wieder rund 10 km mit dem Fahrrad zurücklegen kann.